Häufige Fragen zur Online-Scheidung

Dieses Dokument bietet eine umfassende Übersicht über Ablauf, Kosten, Zuständigkeiten und Besonderheiten einer Online-Scheidung in Deutschland. Ziel ist es, den Verfahrensweg so einfach, schnell und transparent wie möglich darzustellen.


1. Begriff und Ablauf einer Online-Scheidung

Eine Online-Scheidung ist keine Abkürzung des gesetzlichen Verfahrens, sondern ein digital gestützter Weg zur Vorbereitung und Einreichung des Scheidungsantrags. Die wesentlichen Schritte:

  1. Unverbindliche Erstinformation per E-Mail oder Telefon
  2. Ausfüllen eines sicheren Online-Fragebogens zu Ehe, Kindern und Vermögen
  3. Prüfung und ggf. Rückfragen durch die Kanzlei
  4. Erstellung und Einreichung des Scheidungsantrags beim zuständigen Familiengericht
  5. Zustellungsschritte und Terminvertretung durch den Anwalt
  6. Erhalt des rechtskräftigen Scheidungsurteils

Durch diesen digital gestützten Ablauf entfallen in der Regel persönliche Anwaltsbesuche und lange Wartezeiten.


2. Vorteile gegenüber klassischer Scheidung

  • Zeitersparnis: Formulare und Rückfragen erfolgen digital
  • Kostentransparenz: Keine versteckten Gebühren, klare Übersicht über Anwalts- und Gerichtskosten
  • Ortsunabhängigkeit: Bearbeitung von überall, persönlicher Termin bei Bedarf möglich
  • Effizienz: Geringerer administrativer Aufwand durch strukturierte Online-Prozesse

Alle Schritte bleiben rechtskonform und entsprechen den Vorgaben des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes (RVG) sowie den Gerichtsvorschriften.


3. Kostenübersicht

Die Gesamtkosten setzen sich aus zwei Bausteinen zusammen:

  • Anwaltsvergütung
    ­­gesetzlich festgelegte Mindestsätze des RVG; keine Aufschläge
  • Gerichtskosten
    berechnet anhand des festgelegten Streitwerts; durch einvernehmliche Regelung oft niedriger

Auf Wunsch kann vorab eine detaillierte Kostenschätzung erstellt werden, um die finanziellen Aufwendungen genau zu kalkulieren.


4. Zuständiges Gericht

Die Zuständigkeit richtet sich nach folgenden Kriterien:

  1. Minderjährige Kinder leben mit einem Ehegatten: Gericht am Wohnort der Kinder
  2. Keine minderjährigen Kinder, ein Ehegatte lebt noch am letzten gemeinsamen Wohnort: Amtsgericht dieses Ortes
  3. Keine minderjährigen Kinder, keiner lebt am letzten gemeinsamen Wohnort: Amtsgericht am Wohnsitz des Antragsgegners
  4. Beide Ehegatten im Ausland: Amtsgericht Berlin-Schöneberg

Die Kanzlei ermittelt automatisch das zuständige Gericht anhand Ihrer Angaben.


5. Besondere Regelungen bei Auslandsbezug

  • Anhörung vor deutscher Auslandsvertretung oder notarielle, beglaubigte Erklärung
  • Möglichkeit der Postzustellungsvollmacht in Deutschland zur Beschleunigung
  • Übersetzungspflichten können Verfahrensdauer verlängern

Mit gezielten Maßnahmen lassen sich Auslandsverfahren effizient gestalten.


6. Anwaltsvertretung

  • Antragsteller ist anwaltspflichtig vertreten
  • Zustimmender Ehegatte kann bei einvernehmlicher Scheidung ohne eigenen Anwalt zustimmen
  • Einsparung einer zweiten Anwaltsvergütung bei klar geregelten Scheidungsfolgen

Einvernehmliche Klärung aller Scheidungsfolgen (Unterhalt, Vermögen, Sorge­recht) senkt Aufwand und Kosten.


7. Voraussetzungen für die Antragstellung

  • Ehe gilt nach sechsmonatiger Trennung als gescheitert (Ausnahmen möglich)
  • Vollständige Erfassung aller relevanten Daten im Online-Formular
  • Klare Vereinbarungen zu den Folgen der Scheidung

Die Antragstellung erfolgt direkt nach Erfüllung dieser Voraussetzungen.


8. Namensänderung

  • Nach Rechtskraft des Urteils kann der frühere Geburtsname oder der vor der Ehe geführte Name wieder angenommen werden
  • Antrag beim Standesamt mit Vorlage des rechtskräftigen Scheidungsurteils

Diese Änderung ist formeller Natur und lässt sich parallel zum Scheidungsverfahren vorbereiten.


9. Sorgerecht und Umgangsrecht

  • Gemeinsames Sorgerecht bleibt bestehen, sofern kein Antrag auf alleinige Sorge gestellt wird
  • Alltagsentscheidungen (Schule, Arztbesuche) trifft der Aufenthalts- elternteil allein
  • Wichtige Entscheidungen (Operationen, Schulwechsel) erfordern gemeinsame Zustimmung

Eine einvernehmliche Regelung verhindert spätere Konflikte.


10. Häufige Fehler und Praxistipps

  • Unvollständige Formularangaben verzögern das Verfahren
  • Zu hoher Streitwert führt zu unnötig hohen Kosten
  • Fehlende Postzustellungs- vollmacht bei Auslandsaufenthalt verzögert Zustellung
  • Unklare Regelungen zu Unterhalt und Vermögen erschweren eine Einigung

Eine Checkliste vorab minimiert das Risiko dieser Fehler.


11. Nächste Schritte

  1. Online-Formular anfordern und ausfüllen
  2. Unterlagen digital einreichen (Personalausweis, Heirats- und Geburtsurkunden)
  3. Klärung offener Fragen per Telefon- oder Videosprechstunde
  4. Einreichung des Antrags und Begleitung bis zur Rechtskraft

Autor:
Antje Kaschube
Fachanwältin für Familienrecht

Hinterlasse einen Kommentar